Seit mittlerweile 5 Jahren beziehe ich mein Fleisch - neben anderen Produkten wie Käse oder auch Milch1 - von den Marktschwärmen.

Hintergrund

Es ist schon länger bekannt dass Fleisch in Deutschland definitiv zu billig ist - und diese Billigpreise werden teuer durch tierquälerische Haltungsbedingungen, Tiertransporte quer durch Europa, ausgenutzte Billigarbeiter und co erkauft. Durch den damaligen Tönnies-Fleischskandal (neben anderen) kam dieses wieder in das Bewusstsein der Konsumenten.

Für mich war neben des Tönnies-Skandals die Tatsache, dass Kaufland - als ob nichts gewesen wäre - die billigen Fleischpreise über Wochen um bis 50% gesenkt hat, der Anstoß persönliche Konsequenzen zu ziehen. Ich fühlte mich schlicht und ergreifend veräppelt - es wurde über die Bedingungen in der Fleischindustrie diskutiert und die zu billigen Preise bei Fleisch und Kaufland hat nichts besseres zu tun als das eh’ schon zu billige Fleisch zu verramschen?

Mein persönlicher Entschluss: Konsequenter den Weg Richtung Flexitarismus zu gehen und - vor allem - das Billigfleisch soweit es irgendwie geht zu vermeiden.

Es gibt zwar Biomärkte, ich habe aber das eine oder andere Problem mit Biomärkten, so dass diese quasi zweite Wahl sind, oft dann, wenn die Marktschwärmer die gewünschten Produkte (aktuell) nicht haben.

Die Marktschwärmer

Die Marktschwärmer vermitteln zwischen lokalen Erzeugern und den Kunden, im Prinzip ist es so wie früher - beim lokalen Bauernhof die Produkte erwerben. Da das jedoch gerade in Großstädten nicht so ohne weiteres möglich ist kommen hier die Marktschwärmer ins Spiel:

Man bestellt - qualitativ hochwertige - Waren und zahlt diese im voraus. Einmal die Woche - in meinem Fall Donnerstags - holt man seine Bestellungen an den entsprechenden Abgabestationen ab (ich selbst habe zwei in meiner Nähe), mitunter hat man dort auch direkt Kontakt zu den Erzeugern und kann mit ihnen ins Gespräch kommen.

Das hat gleich eine ganze Reihe von Vorteilen:

  • Man kann sich über die Haltung der Tiere informieren, die Erzeuger stellen sich vor
  • Die Lebensmittel sind regional und frisch und werden nicht wer weiß wie lange durch die Gegend gekarrt
  • Die Tiere werden lokal geschlachtet, keine langen Tiertransporte
  • Man unterstützt kleinere, ökologische orientierte Bauernhöfe statt Agrar-/Fleischfabriken

Ich muss allerdings auch sagen dass - als ich das erste Mal die Preise, ganz besonders für Fleisch, angeschaut habe ich erst mal tief Luft holen musste - das ist deutlich teurer als das Billigfleisch. Aber angemessen. Ich bin immer sehr zufrieden mit der Qualität.

Als Nebeneffekt: Dadurch dass das Fleisch dort - vergleichen zum Billigfleisch - so teuer ist genießt man es bewusster - und konsumiert auch weniger und mehr vegetarische Gerichte, was in Hinblick auf Flexitarismus ein durchaus gewollter Effekt ist. Und je nach Gastgeber bildet sich eine freundschaftlicher/familiäre Atmosphäre.

Nachteile

  • Man ist halt an feste Termine - die Ausgabetermine der Marktschwärmer - gebunden. Wenn etwas dazwischen kommt und man die Ware nicht abholen kann, dann wird es potentiell schwierig.
  • Teilweise wird - bei geringer Nachfrage - Teile der Bestellung storniert. Selten kommt es auch mal dazu dass die bestellte Ware vergessen wurde. In beiden Fällen bekommt man sein Geld selbstverständlich zurück.

Konsequenz

Ich kaufe generell kein Fleisch mehr im Supermarkt, nur noch bei den Marktschwärmern2. Und wenn ich ab und zu zusammenzucke ob des Preises: Sobald ich wieder eine Meldung bezüglich Tönnies, Fleischskandal und co lese zucke ich nicht mehr zusammen sondern lächle 🙂

Footnotes

  1. Nicht ausschließlich

  2. Ausnahme: Das Fleisch ist nicht vorrätig/wurde storniert. In dem Fall greife ich zu dem Bio-Äquivalent, teilweise durchaus im Supermarkt.